Empathie im Metaverse in Zeiten von ChatGPT

Über das Thema Emphathie im Metaverse wurde in der vergangenen Zeit schon eine Menge geschrieben. Primär ging es dabei um die Fragestellung, ob Empathie im Metaverse erlebt bzw. Empfunden werden kann. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies möglich ist und bei der Arbeit im Metaverse auch bewusst oder unbewusst passiert.

Eine neue Qualität bekommt diese Fragestellung allerdings mit den zunehmenden Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz (KI). Kann eine KI empathisch sein, und welche Auswirkungen hat dies auf die virtuellen Begegnungen im Metaverse. Konkret geht es dabei um die Fragestellung, ob in einer Situation, in der ein Avatar eine natürliche Person ist und das gegenüber ein Avatar, der durch eine KI gesteuert wird. Man kann sich diesem Thema auf zwei Ebenen nähern. Die Eine ist eine rein neurologische Betrachtung. Die andere Herangehensweise ist eher eine Ethische. Diese Fragestellung wurde bereits von John Wheeler (1) in seiner Betrachung aufgeworfen. Voraussetzung für das Vorhandensein von Empathie ist eben nicht nur der biochemische Prozess, sondern hängt sehr stark auch von unserem „Ich“ Verständnis als Mensch ab.

Es stellt sich nun die Frage, ob durch die Nutzung von KI-gesteuerten Avataren im Metaverse eine komplett neu Situation entsteht? Grundsätzlich muß man sagen, dass sich vordergründig erst einmal nichts an der Grundaussage ändert. Jedoch kommen beim Metaverse und der Verwendung fotorealistischer Avatare weitere Komponenten hinzu. Durch die Immersion, das heißt das mentale „Eintauchen“ in die virtuelle Welt, und das möglicherweise objektiv natürliche Verhalten eines KI-gesteuerten Avatars kann so etwas wie eine „Scheinempathie“ vermittelt werden. Zu diesem Ergebnis kommt auch Andrew McStay (2) in seinem im Oktober 22 veröffentlichten Artikel („It from Bit“) über die moralische Problematik eines KI gesteuerten Avatars. Sein Fazit ist, das die KI zwar in der Lage ist, große Teile von Empathie zu vermitteln, aber in wesentlichen Teilen unvollständig ist. Es fehlen Aspekte wie Verantwortung, Solidarität, Gemeinschaft etc.

Diese Aspekte gilt es meines Erachtens zu berücksichtigen, wenn wir über ChatGPT und ähnliche Systeme und deren Einsatz im Metaverse nachdenken. Grundsätzlich bietet diese Entwicklung riesige Chancen, und das Potenzial Freiräume zu schaffen für die Bereiche, wo direkte Mensch zu Mensch Interaktion notwendig ist. Aber in der ethischen Bewertung der Entwicklung stehen wir gerade erst am Anfang, und wir sollten diese Diskussion mindestens ebenso forciert führen, wie wir uns Gedanken über neue Geschäftsmodelle mit KI machen.

(1) Wheeler, J.: Information, Physics, Quantum: The Search for Links. Proceedings of the 3rd international symposium on the founda- tions of quantum mechanics, Tokyo. https://philpapers.org/archi ve/WHEIPQ.pdf. Accessed 3 Oct 2022, (1989)
(2) McStay, A. Replika in the Metaverse: the moral problem with empathy in ‘It from Bit’. AI Ethics (2022). https://doi.org/10.1007/s43681-022-00252-7

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